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Modellschiffe
faszinierten mich schon als kleiner Knirps. Da sich vor meinem Elternhaus ein grosser
Weiher befand, war es nahe liegend, dass ich immer wieder etwas darauf schwimmen lassen
wollte. Vor allem dampfbetriebene Modelle hatten es mir angetan.
Mein erstes Modell war allerdings eine kleine Segeljacht. Die Colie* von Graupner. Mein Vater half mir beim Zusammenbau
(d.h. ich durfte zusehen). *Speziellen
Dank an Marcel Jäggi von Hope Modellbau AG Luzern. Er hat mir das Bild zur Verfügung
gestellt und wohl noch den letzten Baukasten dieses Segelbootes an Lager.
Mit der Lotse von Graupner
stieg ich in die Welt der ferngelenkten Modelle ein. Zuerst verheizte ich den Fahrtregler
(na ja, seriell läuft das Teil doch einfach schneller...), dann baute ich ein Steven und
einen Mabuchi 380 in die Colie ein, damit sie auch bei Flaute auslaufen konnte.
Es folgten Zahlreiche Neuverfilmungen der Jules Verne Geschichten mit Kapitän Nemo und
seiner Nautilus. Wir versenkten das berühmt-berüchtigte Playmobil Piratenschiff und
liessen es mittels Ballon und 8-Bar Kompressor in sehr realistischer Geschwindigkeit
wieder hochschiessen (schwups...). Dann begann ich mit Sperrholz Knickspanntrümpfe zu
bauen. Die meisst ziemlich grossen Boote zeichneten sich in der Regel durch kuriose
Proportionen und mächtig viel Krach der Motoren aus.
Ein sehr gewichtiges Projekt war mein erstes U-Boot. Länge: 2.5 m, Breite: 25 cm,
Auftrieb: ca 100 Liter. Ich hatten noch keine Ahnung von Archimedes, Torricelli, Boyle,
Mariot, Charles und wie sie alle heissen und versuchte mittels Scheibenwaschpumpe Wasser
in ein kleines Tänklein im Schiff zu pumpen, wohin die Luft aus dem Tänklein ging war
mir ziemlich egal, denn das Riesending ging eh nie unter, da ich nur ca. 50 kg Blei hatte.
Auch mein erster Dampfer was so eine Kiste. Da ich den richtigen Punkt für die Löcher der
Schaufelräder nicht fand und diese sich dann nur in der Luft drehten, kehrte ich die Zweizylinder Dampfmaschine von
Wilesco um 90° um und hängte ans Ende der 2.5 Meter Schuhschachtel eine 70er Schraube mit extremer Steigung.
Der Erfolg war garantiert: Ich hatte sicherheitshalber links und rechts von der
Dampfmaschine doch noch zwei 9 V Elektromotoren mit Getriebe und ebenfalls den selben 70er
Schrauben eingebaut (natürlich nur für den Notfall...). Um alle Schrauben auch wirklich
unter Wasser zu halten, wurde die Schale einfach mit 12 V Akkus vollgestopft. Dies hatte
zur Folge, dass die Motoren aus dem Schraubendampfer eine eigentliche Rennmaschine
machten. Der ganze Rumpf wirkte als Resonanzkörper für die Motorengeräusche. Das Ganze
klang etwa so:
"Äääääööüüümmrrrrchchchchchchwwwööüüäääämmrrrrchchchchh"
Irgendwann wollte ich wieder ein Segelboot. Also stekte ich einen 3 Meter hohen Mast auf das Dampfschiff,
hängte an eine riessige Sperrholtplatte 20 kg Blei als Kiel und setzte rund 3.5 qm Segel.
Jetzt hatte ich meine Segeljacht. Es ging solange
gut, bis sich der Heissleim im Wasser vom Holz trennte und überall Sperrholz herum
schwamm... von nun an wurde geschraubt!
Der nächste Rumpf war gleich lang und gleich breit wie der Dampfer dafür hatte er drei
Knicke mehr und kam ganz schön in Fahr wenn es Wind hatte. Die White Lady konnte ihre Segel mit zwei L+A-Seilwinden*
verstellen (*Lego + Araldit).
Als ich dann die D 48 von Wilesco,
die den Dampfer antrieb, später wieder einmal in die Finger bekam, baute ich darum herum
einen neuen Rumpf. Der war jetzt nur noch einen Meter lang und hatte die Schaufelräder
sogar auf der richtigen Höhe. In der Schule im Werken schweisste ich einen grösseren
Dampfkessel der mit Butan geheizt wurde. Vor lauter Übermut wurde der Rohbau ohne Deck
vom Stapel gelassen. Es ging wieder einmal alles gut, bis die Bordwand Feuer fing und auch
dieser Dampfer vor dem Untergang stand (oder schwamm). Damit war ich aber gar nicht
einverstanden. Ich überlegte (zu kurz) und drehte den Dampfhahn voll auf. Die
Schaufelräder spritzten so wild um sich, dass das Feuer gelöscht wurde. Es kam
allerdings doch noch wie es kommen musste: Die Kiste begann vom vielen Wasser dann doch zu
sinken. Ich schmiss die Fernsteuerung weg, sprang ins Wasser und schwamm dem Ertrinkenden
zu Hilfe...
Einige Zeit später entdeckte ich einen neuen Werkstoff: Balsaholz. Damit liessen sich sehr
leichte Rümpfe bauen (allerdings auch sehr eckige...) Ich wolle wissen warum die Segel
eigentlich immer dreieckig waren und versuchte es einmal mit viereckigen. Auf der
Rückseite eines Paptellers entstand die erste und letzte Skizze, dann wurde geklebt,
gelötet und genäht und fertig. Kurz und einfach "Z1" wurde
dieses ominöse Geschwimme genannt. Besonders bei Vorwindkursen in der
Schmetterlingsstellung bohrte sich der Bug regelrecht unter die Wasseroberfläche aber
alles in allem war es ein lustiger Blickfang.
Richtig schnell sollte der blaue Blitz sein. Mit einer speziellen Technik, die nur ich
beherrschte, wurde der Knickspannt-Rumpf diesmal gemacht. Das Besondere war eine
Spannvorrichtung, die während dem Bau aufgezogen wurde. Mit dieser Vorrichtung wurde eben
der Knick gespannt. Klingt einleuchtend oder?! Dadurch verdrehte sich das Sperrholz so,
dass ein rundlicher Boden des Rumpfes entstand. Das Tolle an dieser Technik war auch, dass
immer kurz bevor der Leim hart war, das Spannseil riss... Auch zu diesem Rumpf gab es
übrigens eine Takelage. Man konnte also aus dem Renn-Motorboot auch eine Renn-Segeljacht
machen. Das hatte wiederum zu Folge, dass die Segeleigenschaften zu wünschen übrig
liessen und der Motor dauernd Rauchzeichen gab.
Es war wieder einmal Zeit für ein U-Boot. Die Shark sieht wirklich aus wie ein Hai. Sie
ist nie fertig geworden und steht immer noch im Rohbau im Estrich herum.
Dann, oh Ärger, finde ich im Internet (Juni '99) tolle Dampfmodelle und Dampfmaschinen und
meine alte Leidenschaft flammt wieder auf. Aber darüber schreibe ich erst, wenn ich
einmal pensioniert werde...
So so, anscheinend bin ich nun pensioniert, denn die Victoria ist zur Zeit (Juli '99) in meiner Werkstatt im Bau